Erste Fahrräder repariert und für gemeinnützige Zwecke bereitgestellt

Der Startschuss für die Forschung beginnt in Seesen

Im Herbst 2023 wurde das Pilotprojekt "Aus 3 mach 1! – Alten Fahrrädern neues Leben einhauchen!" initiiert, um das Konzept der Circular Economy konkret am Beispiel von Fahrrädern zu demonstrieren. Innerhalb von zwei Monaten wurden über 150 Fahrräder gesammelt, die nun ressourcenschonend recycelt und für gemeinnützige Zwecke aufbereitet werden. Die ersten elf reparierten Fahrräder wurden bereits an die "Schatzkiste" in Seesen übergeben, womit sie einer neuen Verwendung zugeführt wurden.

Die Schatzkiste ist ein gemeinnütziges Sozialkaufhaus in Seesen. Der Betrieb wird durch ehrenamtliche Helfer/innen betrieben und ist in Seesen Anlaufpunkt für jeden der zu günstigen Preisen angelieferte Gegenstände aller Art kaufen möchte. Der Erlös wird an wohltätige Zwecke vergeben.

Die Fahrräder, die nicht sinnvoll repariert werden konnten, werden im Rahmen des Projektes durch Container-Kraus aus Langelsheim kostenlos entsorgt. Zusätzlich fließt der Erlös aus den verwerteten Rohstoffen wiederum dem Projekt zu.

Das Fahrrad-Projekt verfolgt jedoch auch wissenschaftliche Ziele. Die Reparaturkosten der Fahrräder variieren stark, abhängig von ihrem Zustand und den Verfügbarkeiten von Ersatzteilen. Dabei stellt sich oft heraus, dass einige Fahrräder wirtschaftlicher recycelt als repariert werden sollten. Diese Bewertung erfordert eine detaillierte Analyse jedes einzelnen Fahrrads, die sowohl zeit- als auch kostenintensiv ist. Hierbei wird geprüft, ob eine Reparatur ökonomisch sinnvoll ist oder ob eine stoffliche Verwertung, bei der Materialien wie Metall und Gummi wiederverwendet werden, die bessere Option darstellt.

Zur Effizienzsteigerung und Automatisierung dieser Prozesse wird nun in einem zweiten Schritt von den Wissenschaftlern eine KI entwickelt. Diese KI wird mit Daten trainiert, die aus Bildern und Informationen zum Zustand der Fahrräder und dem Reparaturaufwand gewonnen werden. Mit Hilfe einer App können zukünftig Fahrradbesitzer oder Erstbehandler von Altfahrrädern automatisch eine Prognose bezüglich der Reparaturkosten erhalten. Die KI schlägt dann die ökologisch und ökonomisch sinnvollste Verwendungsoption vor, sei es Reparatur oder Recycling. Dies soll dazu beitragen, die „Goldnuggets“ unter den Altfahrrädern effizient zu identifizieren und die Circular Economy wirtschaftlich umsetzbar zu machen.

Die treibenden Kräfte hinter diesem Vorhaben sind Prof. Andreas Rausch, Vorstandsvorsitzender des Center for Digital Technologies (DIGIT) und Direktor des Institute for Software and Systems Engineering der TU Clausthal, Martin Silberborth Gesellschafter Geschäftsführer des Fahrradhändlers Harzer E-Bike sowie Max Richter vom Gewerbepark-Niedersachen in Seesen. Unterstützt wird das Projekt von ceconsoft GmbH, RMR Immobilien, GmbH &Co. KG, DIGIT, der Stadt Seesen und den Kreiswirtschaftsbetrieben Goslar. RMR bietet die notwendige Lagerfläche, während Harzer E-Bike seine Expertise in der Fahrradreparatur einbringt. Ceconsoft, die TU Clausthal und das DIGIT unterstützen das Projekt mit ihrer Expertise in nachhaltiger Entwicklung und digitalen Technologien. Die Stadt Seesen und der KWB Goslar helfen bei der Logistik und Verwertung der Fahrräder. Diese Partnerschaften bündeln Expertise in den Bereichen Fahrradreparatur, nachhaltige Entwicklung und digitale Technologien, um das Bewusstsein für Ressourcenschonung und nachhaltige Mobilität zu fördern. Die so reparierten Fahrräder werden an Organisationen wie Caritas und Sozialkaufhäuser gespendet, während parallel an der Automatisierung der Prozesse gearbeitet wird, um die Transformation zur Circular Economy voranzutreiben.

v.l.n.r.: Max Richter, RMR Immobilien; Martin Silberborth, Harzer E-Bike; Andreas Rausch, TU Clausthal; Heike Petersdorff-Kampen, Schatzkiste Seesen; Alberto Faria-Kraus, Containerdienst E. Kraus